Paraschat Nasso / Schawuot

am .

Die Parascha in Kürze
  • Die Zählung des Volkes wird mit dem Zählen der levitischen Familien von Gerschon und Merari abgeschlossen und ihre Aufgaben beim Transport des Mischkans beschrieben
  • Die Gesetze, die für eine Frau gelten, die des Ehebruchs verdächtigt wird, werden aufgeführt
  • Die Gesetze für einen Nasir, der gelobt, sich des Weins und des Haarscherens zu enthalten und sich nicht mit einer Leiche zu verunreinigen, werden aufgeführt
  • Die Kohanim werden instruiert, wie sie das Volk segnen sollen
  • Jeder Stammesfürst bringt seine Opfer zur Einweihung des Mischkan

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

In unserem Wochenabschnitt lesen wir über den Nasir, einen Menschen, der das Gelübde ablegt, für eine bestimmte Zeit keinen Wein oder irgendwelche Traubenprodukte zu konsumieren, sich das Kopfhaar nicht zu scheren und sich von Toten, selbst den nächsten Anverwandten, fernzuhalten. Nachdem er das Gelübde erfüllt hat, muss er verschiedene Opfer bringen (Bamidbar 6:14): „Und er bringe Haschem seine Opfer: ein im ersten Jahr stehendes Schaf ohne Fehler als Ganzopfer, ein im ersten Jahr stehendes weibliches Schaf ohne Fehler als Sündopfer und einen Widder ohne Fehler als Friedensopfer.“

Der Talmud fragt an verschiedenen Stellen, warum jeder Nasir ein Sünder genannt wird. Die Ansicht von Rabbi Elasar Hakappar wird in der Gemara angeführt, dass es eine Sünde ist, sich des Weins zu enthalten, der ja ein erlaubtes Getränk ist. Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, der Kli Yakar (1550-1619, Lublin, Lemberg, Prag), fragt unter anderem, warum Rabbi Elasar den Nasir einen Sünder nennen kann, wenn ihn doch die Tora in 6:8 heilig nennt (kodesch hu). Kli Yakar betont, dass alles, das jemand verpflichtet ist zu tun – sei es ein Gebot der Tora oder die Folge eines Gelübdes (Neder) – dem Jetzer Hara, dem bösen Trieb, Tür und Tor öffnet. Die Gemara stellt in Kidduschin 31a fest, dass der Lohn für eine gebotene Mitzwa größer ist als der Lohn für eine freiwillige Mitzwa, denn der Jetzer Hara versucht immer, jemanden von der Ausführung einer Mitzwa abzuhalten. Der Kli Yakar erklärt, dass die von der Tora gebotenen Mitzwot selbstverständlich erfüllt werden müssen, auch wenn der Jetzer Hara dann versuchen wird, den Menschen davon abzubringen. Aber es besteht kein Grund, sich freiwillig zusätzliche Verbote aufzuerlegen, weil man so der Gefahr obliegt, seine Gelübde nicht zu erfüllen. Es ist zwar so, dass die Tora jemanden schützt und unterstützt, der ihre Gebote erfüllt, aber Menschen, die sich weitere Verbote aufladen, wird dabei nicht geholfen.

Kli Yakar schreibt, dass der einzig ersichtliche Grund für den Wunsch eines Menschen, ein Nasir zu werden, das Gefühl sein könnte, sich von G“tt entfernt zu haben. Dies könnte ihn zum Sünder gemacht haben wie auch das Risiko, seine Seele freiwillig in die Hände des Jetzer Hara zu legen. Wenn er allerdings die Herausforderungen meistert, wird er ein „Kadosh“ – heilig. Daher nennt ihn die Tora sowohl einen Heiligen als auch einen Sünder.

Schließlich nennt uns Kli Yakar noch einen weiteren Grund für die Sünde des Nasirs: er hat nicht erkannt, dass wir G“tt mit Freude dienen sollen und nicht mit Fasten und Kasteiung. Wir sagen jeden Tag in Pesuke D’Simra den Psalm 100. In Vers 2 steht: „Iwdu et Haschem beSimcha, bo’u lefanaw birnana – dient Haschem mit Freude, kommt vor Ihn mit freudigem Gesang.“ Es ist Simcha – Freude – durch die wir G“tt gegenüber unseren Dank für Seine Güte ausdrücken.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Mosche Chaim Luzzatto –Ramchal, Jahrzeit 26. Ijar

Rabbiner Mosche Chaim Luzzatto wurde 1707 in der italienischen Stadt Padua geboren. Aus einer angesehenen Familie stammend genoss er eine umfassende Erziehung, die auch säkulare Studien einschloss. Seine geniale Begabung zeigte sich früh und schon seine frühen Schriften spiegeln sein großes Wissen in Tora und Halacha wider. Es waren allerdings seine Veröffentlichungen über kabbalistische Themen, die in einer Zeit der Nachwehen des Schabbatai Tzwi so viel Furore machten, dass die italienischen Rabbiner ihm weitere Publikationen und Lehrtätigkeit zur Kabbala verboten.

1735 verließ der Ramchal – unter dem Akronym seines Namens ist er auch bekannt – Padua und begab sich zuerst nach Deutschland. Doch die deutschen Rabbiner wehrten seine kabbalistischen Ideen ebenso ab wie die Italiener. Er ließ sich schließlich in Amsterdam nieder, verdiente seinen Lebensunterhalt als Diamantenschleifer und schrieb das Buch „Mesillat Jescharim“, das er 1740 veröffentlichte. Darin beschreibt er auf inspirierende Weise den Weg, wie ein Jude an sich arbeiten kann, um die Versuchungen des Jetzer Hara zu überwinden und seinen Charakter zu verbessern. Dieses Buch fand sehr schnell große Anerkennung und sogar der Gaon von Vilna, der fast noch ein Zeitgenosse des Ramchal war, war so voller Lob für ihn, dass er nach der Lektüre dieses Buches zu ihm gepilgert wäre, um von ihm zu lernen. Rabbi Israel Salanter führte es im 19. Jahrhundert als Grundlage der Mussar-Bewegung ein und es wird bis heute als eines der wichtigsten Bücher jüdischer Ethik intensiv studiert.

Der Ramchal verließ Amsterdam, um nach Eretz Israel zu gehen und traf 1743 in Akko ein. Dort fiel er 1746 mit seiner Familie einer Seuche zum Opfer. Zu seinen weiteren Werken gehören „Derech Haschem“ und „Da’at Tewunot“.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

{module Vergangene Wochenabschnitte}