Wochenabschnitt - Emor

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Über die die Parascha "Emor" eröffnenden Worte "Spreche (Emor) zu den Priestern", kommentiert Raschi: "Spreche....um die Erwachsenen wegen der Kinder zu ermahnen [sie zu erziehen]." Im wörtlichen Sinne dieses Passuks geht es um die Verantwortung der erwachsenen Priester, ihren Kindern die priesterliche Pflicht zur rituellen Reinheit einzuschärfen. In einem weiteren Verständnis - da in einem eine Parascha eröffnenden Passuk stets auch eine allgemein gültige Botschaft für jeden Juden steckt - kann unser Passuk also als eine Ermahnung an alle jüdischen Eltern verstanden werden, ihren Kindern eine angemessene Erziehung zukommen zu lassen. In diesem Zusammenhang sprechen wir jedoch nicht (nur) über die ganz allgemeine Pflicht zur Erziehung der nächsten Generation; eine solch grundlegende Notwendigkeit wäre sicherlich bereits viel früher, direkt nach der Gabe der Thora, erwähnt worden, anstatt erst gegen Ende des Buches Vayikra.

Der unsere Parascha eröffnende Passuk deutet vielmehr auf ein höheres Niveau an Erziehung hin, welches erst relevant wird, nachdem ein Kind die grundsätzlichen Begriffe von "richtig" und "falsch" erlernt hat. Das Wesen dieses höheren Erziehungsniveaus wird anhand einer weiteren Mitzwa, welche in dieser Parascha genannt wird, erleuchtet: Nämlich anhand des Zählen des Omer (Vayikra 23:15-16). Nicht nur, dass die Erwähnung dieser Mitzwa gerade in eine Zeit fällt, in welcher wir diese selber erfüllen - Paraschat Emor wird stets im Monat Iyar gelesen, in dem wir an jedem Tag den Omer zählen - in Chassiduth wird erklärt, dass das Zählen des Omer selbst eine höhere Form von Erziehung darstellt, bei der eine Person schrittweise höhere Stufen an Spiritualität sowie Fortschritte in seiner bzw. ihrer Persönlichkeitsentwicklung erzielt, und zwar von Tag zu Tag.
Die Lehre ist schließlich die folgende:

"Die Erwachsenen zu ermahnen ("lehashir"), ihre Kinder zu erziehen." Der hebräische Begriff "lehashir" (ermahnen) ist eine Ableitung des Wortes "Sohar", was soviel wie "erleuchten" bedeutet. Raschi lehrt uns, dass Erziehung ein niemals endender Prozess ist, der tägliches Wachstum erfordert und die positiven Eigenschaften in unseren Kindern zum Vorschein bringt, so dass sie buchstäblich "erleuchten". Schabbat Schalom!
* basierend auf Sichat Schabbat Paraschat Emor, 5750.