Daf Paraschat Emor

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Die Parascha in Kürze
  • Ein Kohen muss immer rein bleiben und darf sich deswegen nicht einem toten Menschen nähern. Nur bei seinen nächsten Familienmitgliedern darf er sich an der Beerdigung beteiligen und unrein werden. Der oberste Priester aber darf sich sogar dann nicht unrein machen
  • Ein Kohen darf keine geschiedene Frau heiraten
  • Ein Kohen, der mit einem Geburtsfehler geboren wurde, darf keine Arbeit im Tempel verrichten. Ebenso wenig, wenn er nicht rein ist
  • Die „Teruma“ (Teil der Ernte, der dem Kohen gegeben wird) darf von seiner ganzen Familie gegessen werden, solange diese rein ist
  • Ein Tier darf nie am selben Tag wie seine Mutter geopfert werden
  • Die Menora muss jeden Tag im Tempel gezündet werden
  • Jede Woche müssen frische Brote für den Tisch (Schulchan) gebacken werden

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

In dieser Woche lesen wir die Gesetze, die für die Kohanim – die Priester – gelten. Unsere Weisen deduzieren aus dem Wort „Emor“ (Raschi merkt es zu dieser Stelle an), dass die Gebote, sich als Kohen rein zu halten, auch für deren Kinder gelten und auch die übrigen speziellen Regeln beachten sollen. Nicht oft wird in der Tora auf Kindererziehung hingewiesen. Dies ist eine der wenigen Stellen, wo uns die Tora auch über die Pflicht eines Kindes erzählt. Vor einigen Wochen haben wir in der Tora im Zusammenhang mit den Gesetzen über koschere Tiere gelesen, dass wir aufgefordert werden, auch kleinen Kindern kein nicht-koscheres Essen zu geben. Nachdem die Tora kaum auf Kindererziehung eingeht, muss man sich fragen, warum gerade diese beiden Themen angesprochen werden?

Wir beten jeden Tag in der Amida zwei Gebete über den Aufbau des Tempels. Das eine handelt vom Aufbau Jerusalems und das zweite vom Kommen des Sprosses Davids, des Moschiach. Die unterschiedlichen Ausdrücke „sprießen“ und „bauen“ sind kein Zufall. Der Weg, den wir beschreiten müssen, um das Ziel – den Wiederaufbau des Tempels und das Kommen des Moschiach – zu erreichen, hat zwei verschiedene Geschehnisse in sich. G“tt hat den Samen für Moschiach schon bei König David eingepflanzt. Alles, was davon abstammt, ist ein Teil des Wachsens im Hinblick auf das Ziel. Aber in der Weltgeschichte sind viele Dinge passiert, die uns auf dem Weg zum vollkommenen Aufbau weiterhelfen, aber nicht als Teil des Wachstums ersichtlich sind. Die Wege, wie große Nationen andere Nationen besiegt und die Macht übernommen haben und wie sie später ihre Macht wieder verloren haben, sind allesamt Steine des großen Baus, die wir erst im Tempel vollkommen sehen werden. Doch jeder Schritt ist ein Stein, ohne den der Bau nicht stehen kann. Beide Wege sind wichtig und nur durch beide kommt man zum Ziel.

Auch bei der Kindererziehung sind beide Dinge gefordert. Gewisse Dinge müssen als Samen in der Kindheit gepflanzt werden und sich dann allein entfalten und wachsen. Andere Dinge muss man immer wieder, je nach den Fähigkeiten des Kindes, Stein für Stein bauen. Wenn man diese beiden Ansätze verwechselt, kommt es zu gravierenden Fehlern. Unsere Weisen schreiben im Talmud, dass man ein Kind, sobald es sprechen lernt, den Vers lehren soll: „Tora ziwa lanu Mosche (dies ist die Tora, die Mosche befohlen hat).“ Hier handelt es sich weder um lernen noch um beten, sondern um den Weg beim Spracherwerb des Kindes, so dass man weiß, dass man dem Kind den jüdischen Teil mitgeben soll. Für das wahre Lernen und Beten muss noch vieles wachsen. Im Gegensatz dazu soll man vom Lernen eine klare Vorstellung über Inhalt und Zeitpunkt des Lernens haben (siehe „Sprüche der Väter“). Das sind die Steine auf dem Weg des Aufbaus des Kindes. Jeder Stein hat seinen Ort und seine Zeit, wann er verwendet wird.

Wenn wir die beiden Stellen betrachten, an denen uns die Tora einen Weg der Erziehung zeigt, sind diese genau die Anhaltspunkte im Leben. Ein Kind kommt als Kohen auf die Welt, weil sein Vater ein Kohen ist – eine unumstößliche Tatsache. Es kann sich diesen Status nicht selbst zukommen lassen, aber da es ihn hat, muss es ihn entwickeln und gedeihen lassen. Das verbotene Essen aber ist ein Gesetz, das nicht mit einem Menschen verbunden ist. Erst wenn man das Gesetz hält, kommt die Entwicklung. Und genau da muss man beginnen, ein Kind in jungen Jahren zu lehren und es sich entwickeln zu lassen. Somit gibt es einen guten Grund, warum uns die Tora genau mit diesen beiden Beispielen Ideen gibt, wie wir die Erziehung unserer Kinder handhaben sollen.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Chaim Vital,  Jahrzeit 30. Nissan

Rabbiner Chaim Vital wurde 1543 wahrscheinlich in Tzfat in eine aus Kalabrien/Italien stammende Familie geboren. Zu den angesehensten Rabbinern jener Zeit gehörten Mosche Alschich und Mosche Cordovero, die Chaim Vitals Lehrer in Tzefat wurden. Chaim Vital zeichnete sich vor allem durch tiefes kabbalistisches Wissen aus und wurde nach der Ankunft des Rabbiners Jitzchak Luria, des Arisal, im Jahre 1570 in Tzefat zu dessen wichtigstem Schüler. Als der Arisal zwei Jahre später im Jahr 1572 starb, gab es keine von ihm herausgegebenen Schriften seiner Lehre der Kabbala. Es war Rabbiner Chaim Vital, der seine Manuskripte ordnete und sein immenses Wissen in das Werk „Kitwe Arisal“ einfließen ließ. Darin ist der Nachwelt der besondere Ansatz des Arisal in Bezug auf die Kabbala erhalten geblieben. 1587 wurde Rabbiner Vital in den Bet Din nach Jerusalem berufen und kehrte nach einigen Jahren der Ausübung seines Amtes nach Tzefat zurück. 1594 ging er nach Damaskus, wo er im Jahr 1620 starb.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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