Daf Beha'aloscha

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Die Parascha in Kürze
  • Das Gebot von Pessach Scheni
  • Am Jisrael sehnt sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens. G“tt schickt Fleisch – die Strafe folgt sogleich Mosches Schwester Mirjam bekommt Tzara’at als Strafe für üble Nachrede

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

Die Juden beklagen sich über ihr Dasein in der Wüste: über das beschwerliche Reisen, das Essen und alles andere. Das Volk will Fleisch und sehnt sich nach der Zeit in Ägypten, wo sie alles hatten. Sie waren zwar versklavt in Ägypten, aber sie waren wenigstens in einer zivilisierten Umgebung. In der Wüste mussten sie ein Leben ohne das Wissen führen, was ihnen der nächste Tag bringen würde.

Doch unsere Weisen ergänzen diese „Reklamationen“ und fügen hinzu, dass das Volk nicht nur ein anderes Dasein suchte, sondern sich in Wirklichkeit von G“tt entfernen wollte. Sein Murren war lediglich Ausdruck dessen, dass das Leben in der Wüste zu viel Nähe zu G“tt beinhaltete. Auf dieser Stufe zu stehen stellte auch Anforderungen an das Volk und das war ihm zu viel.

Diese Interpretation unserer Weisen müssen wir versuchen, auf einer tieferen Ebene zu verstehen, denn wir wissen, dass die Generation der Wüste auf einem Niveau stand, das uns fremd ist. Wir können zwar Erklärungen zu unserem besseren Verständnis finden, doch sind wir weit von dem wahren Bild ihrer Stufe entfernt. Wir müssen immer wieder betonen, dass wir über Menschen sprechen, die in einem uns gänzlich unbekannten Ausmaß gelebt haben.

Was aber bedeutet es für uns, dass man sich durch die Bitte um besseres Essen von G“tt entfernen will? Woran erkannten die Weisen diesen Hintergedanken?

Genau an dieser Stelle sehen wir die Größe dieser Generation. Oft tun wir Dinge im Leben, ohne zu wissen, warum wir es so wollten. Wenn wir dann ehrlich mit uns selbst sind, erkennen wir, dass wir es nur getan haben, weil wir etwas erreichen wollten. Wir können unsere Taten nicht objektiv analysieren und den Drang verstehen, der uns dazu gebracht hat.

In Kelm/Litauen gab es ein großes Talmudhaus für Rabbiner Salants (Begründer der Ethik-Bewegung) beste Schüler. Sie verbrachten dort lange Zeit, ohne nach Hause zu gehen. Als einmal ein Feuer in der Stadt ausgebrochen war und viele Häuser abgebrannt sind, meinte ein Schüler, dass er sich ehrlich erhofft hatte, das Feuer möge auch das Talmudhaus erreichen. Denn nur das hätte ihm die Möglichkeit beschert, sich nach Hause zu begeben. Ein normaler Mensch erkennt gar nicht die Tiefe seiner Handlungen. Er kann nicht so tief schürfen und verstehen, dass sein Wunsch nach Rückkehr zu seiner Familie ihn zu Taten bereit sein lässt, die eigentlich gar nicht zu ihm passen.

In Vers 11:1 unseres Wochenabschnitts steht: „Und das Volk hat reklamiert …“ Raschi erklärt dazu, dass damit Verleumdung gemeint ist. Was bedeutet das Wort „Verleumdung“? Im Mittelalter haben die Christen behauptet, dass die Juden kleine Kinder töten und deren Blut zum Backen der Matzes verwenden. Das war eine klare Verleumdung. Nur jemand, der etwas zu verbergen hat, kann eine solche Lüge auftischen, die mit der Wahrheit nichts zu tun hat. Sie mussten ihren Judenhass damals verstecken und haben es nur mit so einer offenen Lüge geschafft, die Leute nichts davon merken zu lassen.

Das ganze Geschehen in unserer Parascha hat viel mehr in sich als nur den mangelnden Komfort des Lebens in der Wüste. Nicht das Essen war das Problem. Es hat sich gezeigt, dass sich die Nation von G“tt entfernen will. Nur ein ganz objektiver Mensch kann hier diesen Hintergedanken nachvollziehen. Man kann daraus die Lehre ziehen, wie Offenheit und Ehrlichkeit mit sich selbst dem Menschen helfen kann, sich wirklich zu entwickeln.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Israel ben Elieser – Baal Schem Tow, Jahrzeit 6. Siwan

Israel ben Elieser wurde 1698 in einem kleinen ukrainischen Ort geboren. Seine Eltern waren bei seiner Geburt schon sehr fortgeschrittenen Alters und er wurde schon in früher Jugend zur Waise. Sein Vater hatte sterbend zu ihm gesagt: „Israel, mein Sohn, du hast eine sehr heilige Seele. Fürchte nichts außer G“tt!“ Der Junge wurde von der jüdischen Gemeinschaft erzogen und zeichnete sich nicht durch außergewöhnliche intellektuelle Begabung aus, sondern durch seine große Empfindsamkeit und seine Affinität zur Natur. Er verbrachte viel Zeit in den Wäldern der Umgebung und ging liebevoll auf die Kinder ein, die er als junger Mann auf dem Schulweg begleitete, indem er ihnen Geschichten erzählte und mit ihnen sang. Er erwarb sich ein großes Torawissen durch intensives Lernen in seiner Freizeit, als er sich um die Belange einer Synagoge kümmerte, obwohl er sich allen Leuten weiterhin als unscheinbarer Mensch präsentierte.

Er heiratete seine Frau Leah Rochel, die aus einer sehr wohlhabenden, gelehrten Familie stammte und in ihm mehr sah als die Umwelt. Sie unterstützte ihn tatkräftig und lebte mit ihm in Armut. Mit 36 Jahren wurde er als Baal Schem Tow angesehen und hatte die Reputation eines heiligen Mannes. Er vermittelte dem einfachen Volk, das wenig jüdisches Wissen besaß, einen Weg zu G“tt, der die Menschen durch Gebet, aber auch Freude bei Gesang, Tanz und jeglichen Alltagstätigkeiten G“tt näher brachte. Aber er diskreditierte nicht die Wichtigkeit des Toralernens und betonte, dass man sich einem Rebben anschließen sollte, der in geistigen und weltlichen Dingen der Mentor eines Menschen sein solle.

Der Baal Schem Tow schrieb seine Gedanken nicht selbst nieder, sondern seine Ausführungen liegen uns nur durch die Niederschriften seiner Schüler vor. Er starb in Medschybisch (heutige West-Ukraine) an Schawuot 1760. 

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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